Unternehmen müssen hart kalkulieren – keine Investition ohne gründliche Kosten-Nutzen-Analyse. Der Wert guter Architektur wird dabei manchmal unterschätzt. Dabei bringt durchdachte Gestaltung gerade im Gewerbebau sehr viel mehr, als dafür aufgewendet werden muss.
Tobias Hagleitner | HYPOtime, 2017/IV
Oberösterreich behauptet sich als Wirtschaftsstandort international erfolgreich. Kleine, mittlere und große Betriebe fertigen weltweit gefragte Produkte auf höchstem technischem Niveau. Die dafür nötige Innovationskraft ist nicht selbstverständlich. Dazu braucht es Bildung und Forschung, es braucht Offenheit für Neues, Kreativität und ein attraktives kulturelles Umfeld. „Lebensraum“ und „Wirtschaftsraum“ greifen ineinander und profitieren voneinander. Betriebliche Baukultur ist ein erfreuliches Resultat dieser Symbiose, ein Wettbewerbsvorteil, der zunehmend anerkannt und gefragt ist.
Die „Investition“ Architektur wird in Unternehmen gleich auf mehreren Ebenen wirksam. Erstens funktional: Gute Architektur kann dabei helfen, Arbeitsabläufe zu optimieren und die Produktion in eine vorteilhafte Struktur zu bringen. Zweitens atmosphärisch: Schöne, angenehme Räume sorgen für gesundes Arbeitsklima, für freundliche Stimmung und damit für Austausch und Vernetzung im Betrieb. Und drittens die Außenwirkung: Unverkennbares, hochwertiges Design formt die Identität eines Unternehmens, wird zum Merk- und Markenzeichen.
Leistungszentrum
Bei Wartberg ob der Aist liegt die Firmenzentrale von Steinbauer Performance, Staatspreisträger Architektur 2016. Hier werden Bauteile zur Leistungsoptimierung von Fahrzeugen entwickelt, gebaut und vertrieben. Das viereckige Gebäude in dunklem Metallkleid übt sich insgesamt in nobler Zurückhaltung. Umso einprägsamer die präzise Geste, mit der die Fassade an der Ecke hochgezogen wurde, um ein elegantes Entree mit sanft geneigter Eingangsrampe freizulegen. Sie führt ein Halbgeschoß nach oben, wo sich die Büroplätze um vier eingeschnittene Gartenhöfe gruppieren. Die Höfe schaffen Transparenz und Helligkeit und funktionieren – wie die unterschiedlich ausgestalteten Aufenthaltsbereiche innen – als Treffpunkt und Erholungsraum. Durchlässigkeit und Verschränkung gibt es über gut gesetzte Treppen und Galerien auch mit dem halb versenkten Produktionsgeschoß darunter, das über ein umlaufendes Fensterband optimal belichtet wird.
Innovationsforum
Das Thema Innenhof bestimmt auch das eben fertiggestellte Innovations- und Kundenzentrum der Industrie-Gruppe Miba in Laakirchen. Die traditionelle Bauform Vierkanter wurde aufgegriffen und als moderner Ort der Arbeit neu interpretiert. Die verschiedenen Nutzungsschwerpunkte auf der Eingangsebene entwickeln sich als fließende Folge von Räumen um Hof und Ausstellungsfläche in der Mitte. Komfortable Besprechungsnischen, Barbereich, Veranstaltungssäle, Ruhezonen wechseln einander ab. Die obere Etage ist als Dachkonstruktion aus Holz auf den massiven Sockelbau gesetzt. Dort bietet eine vielfältig strukturierte, offene Bürolandschaft attraktive Arbeitsplätze, die frei gewählt werden können. Als Produktionsstätte für Ideen, als Denkfabrik des Unternehmens, war eine Architektur der optimalen Begegnung gefragt, die Gespräch und Zusammenarbeit fördert, die Identität stiftet – und zwar nach innen wie nach außen.
Die Reihe ‚Architektur in Oberösterreich‘ im Kundenmagazin der HYPO Oberösterreich entstand auf Initiative von Tobias Hagleitner und in Kooperation mit dem afo architekturforum oberösterreich.