Holzboxen sind beliebt in der modernen Architektur. Sie sparen Platz, Bauzeit und fossile Energie. So simpel, wie sie scheinen, sind die Kisten aber nicht. Gerade die einfache Form braucht kunstvolle Gestaltung, Gespür für die Umgebung und ein gut durchdachtes Innenleben.
Tobias Hagleitner | HYPOtime, 2017/III
Den Westen Österreichs hat die kompakte Holzarchitektur seit einigen Jahrzehnten fest im Griff. Vor allem in Vorarlberg wurde ab den 1980er Jahren wieder vermehrt mit Holz gebaut. Architektur und Handwerk schöpften aus der jahrhundertealten Holzbautradition und entwickelten daraus neue Formen. Häuser mit flachen Dächern, mit viel Licht und ohne Schnörkel wurden gebaut. Das entsprach dem Wunsch der Kundschaft nach ökologisch verantwortungsvoller, ökonomisch leistbarer und zugleich moderner Architektur.
Anfangs umstritten, entstand nach und nach eine neue Tradition des Bauens mit Holz, die im Ländle mittlerweile zum Standard geworden ist. Auch im waldreichen Oberösterreich erfreut sich die „Holzkiste“ wachsender Beliebtheit. Und auch hier gibt es Architekturbüros, die es verstehen, mit dem Baustoff materialgerecht und zeitgemäß umzugehen.
Grund genug
Grundstücke mit tausend Quadratmetern oder mehr sind keine Seltenheit. Da bleibt neben dem bestehenden Einfamilienhaus noch genug Platz für ein weiteres Objekt. Das dachten sich jedenfalls Architekt Dietmar Hammerschmid und seine Partnerin, die sich am Grund der Eltern – gleich neben dem Schwimmteich – ihre kleine, aber feine Bleibe einrichteten. Voraussetzungen waren möglichst geringe Kosten, möglichst geringer Bauaufwand, möglichst schonender Umgang mit der Landschaft.
Entstanden ist ein Ständerbau aus Stahl, der die hölzerne Wohnkiste über dem Teich schweben lässt und zugleich auf der tiefer gelegenen Talseite des Geländes als Carport dient. Die Teile für die Holzrahmenkonstruktion kamen in passender Dimension auf die Baustelle und wurden in wenigen Tagen zur fertigen Grundstruktur montiert. Der von oben belichtete Sanitärkern unterteilt das Volumen in einen Schlafbereich hinten und eine große Wohnküche vorne. Birke schafft innen helle Freundlichkeit, außen lässt die schwarz geschlämmte Fichtenfassade Haus, Garten und Teich zum natürlichen Ensemble verschmelzen.
Hoch hinaus
Eine ganz ähnliche Topografie hat der Baugrund des zweiten Beispiels – ein kleines Waldstück in Steyr, das gut sechs Meter tief abfällt in die Aulandschaft der Enns. Die Auftraggeber wollten hier wie in einem Baumhaus mitten im Grünen leben. Sandra Gnigler und Gunar Wilhelm, die zusammen das Büro mia2/ARCHITEKTUR in Linz betreiben, erfüllten diesen Traum. Sie entwarfen eine zweistöckige Holzbox, die sich weit hinausstreckt in die Baumkronen, hoch über der steilen Böschung. Eine stählerne Turmkonstruktion auf der Westseite leitet die Last in den Grund.
Von Baufirmen wurden Fundamente, Stahlgestell und der Rohbau aus Brettsperrholz errichtet. Mit viel Eigenleistung durch den Bauherrn folgten dann die Dämmung aus Stroh, der Fassadenschirm aus Lärchenlatten und der Innenausbau. Das Ambiente im Inneren wird vom Tannenholz der Massivkonstruktion bestimmt. Herzstück ist das doppelt raumhohe Wohnzimmer mit einem Kachelofen aus unverkleidetem Schamottestein, der durch moderne Speichertechnik das gesamte Haus beheizt. Großflächige Fenster, Balkone und Terrassen verbinden Haus und Bewohner mit dem umgebenden Wald.
Die Reihe ‚Architektur in Oberösterreich‘ im Kundenmagazin der HYPO Oberösterreich entstand auf Initiative von Tobias Hagleitner und in Kooperation mit dem afo architekturforum oberösterreich.