Die wahre Qualität eines Bauwerks zeigt sich erst nach Jahren. Oberösterreichs Architekturpreis Daidalos widmet deshalb in seiner vierten Auflage älteren Objekten eine eigene Rubrik. Drei Bauten, die im „Langzeittest“ höchste Alltagstauglichkeit bewiesen haben, wurden nominiert.
Tobias Hagleitner | HYPOtime, 2019/I
Üblicherweise werden Auszeichnungen für brandaktuelle Leistungen vergeben. Das gilt im Sport, für Filme oder Bücher. Aber auch in der Architektur zählt meistens nur das Neue. Das ist einerseits verständlich, weil Innovation und Entwicklung wichtig sind. Andererseits ist gerade bei Gebäuden Dauerhaftigkeit entscheidend. Architektur muss brauchbar sein, sie sollte auf die sich wandelnden Ansprüche ihrer Nutzer reagieren und in Würde altern können. Der DAIDALOS 2019 vergibt nun einen Sonderpreis für solcherart „bewährte Bauten“, die mindestens 10 und bis zu 25 Jahre alt sein dürfen. Anfang Februar wurden die 25 Einreichungen dieser Kategorie von einer Fachjury gesichtet und drei Projekte nominiert.
Großform
Schon ein Vierteljahrhundert steht – oder eher: liegt – die langgestreckte Bogenkonstruktion des Design Center Linz am Schnittpunkt zwischen Innenstadt und Franckviertel. Nach Plänen des Münchner Architekten Thomas Herzog errichtet, wurde es im Januar 1994 eröffnet und ist seither als Kongress- und Ausstellungszentrum bestens ausgelastet. 10.000 Quadratmeter Fläche werden von dem raffinierten Glasdach überspannt. Eine hauchdünne Lamellenschicht in den Paneelen schützt vor direktem Sonnenlicht, verhindert Blendung und Überhitzung und sorgt für optimales Tageslicht. Nicht weniger gefinkelt ist das natürliche Belüftungssystem der Halle. In seiner mutigen und dabei hochfunktionalen Hightech-Ästhetik wurde das Design Center zu einem Wahrzeichen der Kultur- und Stahlstadt Linz.
Gemeinschaftshaus
Auf der Nordseite des Bauernbergs, unterhalb des Botanischen Gartens, errichtete Architekt Fritz Matzinger die Wohnanlage Guglmugl. In enger Zusammenarbeit mit den künftigen Bewohner*innen wurde das Projekt partizipativ entwickelt. Mit großer Sensibilität für Topografie und Baumbestand wurde eine lange, sonnengelbe Doppelzeile für 27 Wohnungen kaskadenartig in den Hang gesetzt, mit einem hellen, palmenbegrünten Atrium in der Mitte. Zudem erhielt die Anlage ein rotes Torgebäude mit weiteren 5 Einheiten. Nach fast 20 Jahren wohnen die meisten „Gründungsmitglieder“ nach wie vor im Haus. Verständlich, denn diese Architektur bietet mehr als Wohnen. Sie ist Lebensraum. Gemeinschaftlich verwaltet und solidarisch organisiert, unterhält die Hausgesellschaft auch Schwimmbad, Weinbar und Theaterkeller – all das gebaut in äußerst engem Kostenrahmen.
Grundmodell
Mittlerweile ist der gelbe, hochgefaltete Dachkörper als architektonisches Merkzeichen und Teil der Corporate Identity des ÖAMTC etabliert. Den prototypischen Beginn einer ganzen Serie ähnlicher Servicebauten des Autoclubs markiert der Stützpunkt Wels von 2004. Der Entwurf der PAUAT Architekten für den Standort an der stark befahrenen Osteinfahrt der Stadt entwickelt seine skulpturale Dynamik aus dem vorhandenen Geländesprung. Zugleich definiert die Form den optimalen Ablauf der Funktionen. Nach außen ist das Gebäude Werbeträger und Leitsystem, nach innen organisiert es transparent und praktisch Kunden- und Betriebsbereich. Die hohe Praktikabilität und Werbewirksamkeit ließen diese Architektur betriebsintern zum Vorbild werden.
Die Reihe ‚Architektur in Oberösterreich‘ im Kundenmagazin der HYPO Oberösterreich entstand auf Initiative von Tobias Hagleitner und in Kooperation mit dem afo architekturforum oberösterreich.